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Ein Baum ist standsicher, wenn die in die Krone einwirkende Windlast kleiner ist als die Verankerungsfestigkeit des Wurzelsystems. Die Standfestigkeit von Bäumen ist abhängig von der Verankerung des Baumes im Boden. Diese hängt wiederum von der Stärke der Wurzelanläufe und der Haltekraft der Wurzeln im Boden sowie der Festigkeit des Untergrundes ab. Mit der Inclino-Methode läßt sich anhand der Neigung der Wurzelplatte die Standsicherheit zuverlässig ermittelt, ohne dass dabei die Wurzeln beschädigt werden.

Bei der Inclino-Methode (Pulling Test for Root Evaluation nach Dr. F. Divos, Fakopp) wird ein Seil am Stamm befestigt. Mithilfe einer Seilwinde wird der Baum in eine oder bei Bedarf in mehrere Richtungen gezogen, weshalb die Methode auch als Zugversuch bezeichnet wird. Die Zugkraft wird jeweils mit einer digitalen Kraftmessdose gemessen. Die zur Zugrichtung gegenüberliegenden Wurzeln des Stammfusses werden mit steigender Zugkraft leicht angehoben. Diese minimale, mit bloßem Auge nicht erkennbare Anhebung des Wurzeltellers führt zu einer geringfügigen Schrägstellung, die durch sensible Neigungsmessgeräte erfasst wird. Die Neigung wird mit einem Inklinometer, mit einer Messgenauigkeit von 1/1000 Grad gemessen, welcher gegenüber der Zugrichtung am Stammfuß befestigt wird.

Ein Baum kippt eher um, bzw. gibt in seiner Verankerung stärker nach, wenn die Wurzeln von pilzlichen Schaderregern zersetzt oder durch Baumaßnahmen beschädigt sind. J e schwächer die Verankerung des Wurzeltellers ist, desto höher sind die gemessenen Neigungswinkel.

Auswertung:

Mithilfe des Auswertungsprogramms 'Pulling Test for Root Evaluation' (Hersteller Fakopp) werden die ermittelten Neigungswinkel ins Verhältnis mit der dazugehörigen Seilkraft gesetzt. Aus der empirisch gewonnen Kippfunktion wird berechnet, mit welcher Festigkeit die Wurzeln verankert sind (maximale Verankerung, Mmax), diese ist identisch mit der Last bei der Baum umkippen würde: (Skript zum Pulling Test for Root Evaluation mit Kippkurve nach Dr. F. Divos, Fakopp):

Eingangsdaten sind:
Die gemessene Neigung am Stammfuß des Baumes: φ in Grad,
Zuglast: F
Seilpunkt Höhe (hk)
Distanz vom Baum zum Ankerpunkt (l) und dessen Höhenunterschied (Δh)

Die folgende Funktion ist die allgemeine Kippfunktion nach Dr. Divos:

φcalc = 1/3 tan (100F/73,85Fmax) + ½ (F/Fmax)² – 1/10 (F/Fmax)
Dabei soll die maximale Kraft (Fmax-Wert), die folgende Differenz minimieren:
(φ – φcalc)²

Der Seilwinkel berechnet sich aus:
α = arctan(hk - Δh/ l)
Die gemessene maximale Verankerungsfestigkeit des Baumes errechnet sich dann aus:
Mmax = Fmax x hk x cos(α)

Die Software setzt die maximale Verankerungsfestigkeit (Mmax) zur errechneten Windkipplast im Orkan (Mwind) ins Verhältnis und errechnet daraus einen Sicherheitsfaktor (SF) für die Standfestigkeit des geprüften Baumes (SF=Mmax / Mwind).

Liegt die maximale Verankerungsfestigkeit unterhalb der Windkipplast (bei Orkanstärke 12) ist der Baum nicht standfest und es besteht akuter Handlungsbedarf. Die Verankerungsfestigkeit sollte mindestens das 1,5 fache (150%) der potentiellen Windkipplast aufweisen.

Weitere Informationen beim Hersteller unter: www.fakopp.com